Vor einiger Zeit habe ich mit meinem italienischen Klienten Flavio einen deutschen Text gelesen. Dann kam es zu diesem kleinen Dialog:
Flavio: Niels, was bedeutet ‚anhalten‘?
Niels: ‚to stop‘, ‚fermarsi‘.
(Ich sehe, wie Flavio notiert: anhalten = to stop. Ich interveniere.)
Niels: Langsam, Flavio, es ist etwas komplizierter.
Flavio: Ich habe dich vor einer Minute gefragt, was ‚anhalten‘ bedeutet, und du hast gesagt ‚to stop‘.
Niels: Ja, in diesem Zusammenhang („Der Zug hält an.“) heißt ‚anhalten‘ ‚to stop‘, aber das hängt vom Kontext ab.
Flavio: Baah! Kontext, Kontext, ich will wissen, was ‚anhalten‘ bedeutet.
(Flavio gestikuliert dabei auf sehr italienische Weise)
Niels: Wenn du mir nicht glaubst, Flavio, dann frag doch mal dein online-Wörterbuch.
(Flavio widmet sich erkennbar unwillig seinem Wörterbuch.)
Flavio: Ecco! Hier steht „anhalten heißt to stop“!
Niels: Ja, Flavio, aber da steht sicher noch mehr.
Flavio: Ich glaube es nicht. Da steht auch, dass ‚anhalten‘ to continue‘ bedeuten kann: „Der Regen hält an.“
(Flavio setzt sich italienisch-theatralisch die rechte Hand als ‚Pistole‘ an die Schläfe und drückt ab. Nach erfolgreicher Wiederbelebung findet Flavio wieder Worte.)
Flavio: Niels, sag mir, was soll ich machen, wenn ich Sex habe mit meiner Freundin und die sagt: „anhalten“?
Meine Antwort unterliegt der Schweigepflicht.
Flavios Problem ist nur ein Beispiel für viele andere Fälle: Ein Wort in einer Sprache kann mehrere, möglicherweise sogar widersprüchliche Bedeutungen in einer anderen Sprache haben.
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