„To me that’s communism!“

Das war der knappe Kommentar eines US-amerikanischen Topmanagers, dem ich gerade das deutsche Modell der Mitbestimmung erklärt hatte.

In deutschen Großunternehmen werden 50% der Mitglieder des Aufsichtsrats von den Mitarbeitern gewählt. Den Aktionären stehen auch nur 50% der Sitze zu, obwohl sie 100% der Anteile halten.

Dass dieser Klient das für unvereinbar mit seinen Vorstellungen von Kapitalismus hielt, konnte ich verstehen. Er kam ja wirklich aus einer anderen Welt.

In Deutschland hält kaum jemand dieses einzigartige Modell oder das deutsche Wirtschaftssystem insgesamt für kommunistisch. Schon vor 75 Jahren wurde dafür der Begriff ‚Soziale Marktwirtschaft‘ geprägt.

Und kaum jemand mit einem Mindestmaß an Wirtschaftskompetenz wird behaupten, dass diese 75 Jahre ein völliger Misserfolg waren. Deutschland ist heute die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt hinter den USA, China und Japan. Und Deutschland hat sehr viel weniger Einwohner als diese drei Länder.

Das deutsche Modell der ‚Sozialen Marktwirtschaft‘ ist ganz sicher nicht perfekt. Es hat sich aber bisher als wettbewerbsfähig erwiesen. Ob das auch in Zukunft so bleibt, wird sich zeigen.

Mein Rat an Robert – so hieß er – war: „You don’t have to like this model. However, if you want to be successful as a manager in Germany you definitely need to understand it“.

Ich hoffe, dass das Geld für Roberts interkulturelles Training bei uns über Deutschland und die Deutschen gut investiert war.